Erstmals Investitionsmittel für Kulturzentren in ländlichen Räumen
Anfang letzten Jahres war die Freude groß: Erstmalig wurde ein Soforthilfeprogramm angekündigt, welches sich an Kulturzentren in ländlichen Räumen richtet und bundesweit Modernisierungsmaßnahmen sowie programmbegleitende Investitionen fördert. Bereits eine Befragung von Mitgliedern des Bundesverbands Soziokultur e.V. hatte vorab gezeigt, wie dringend Investitionsmittel zum Erhalt der Häuser benötigt werden. In Windeseile galt es für das neue Projektteam, Ausschreibungsunterlagen zu entwerfen und ein Antragsprozedere zu entwickeln. Um Förderanträge komplett digital verwalten zu können, wurde in enger Zusammenarbeit mit einem externen Dienstleister eine eigene Förderdatenbank entwickelt. Ein Novum für den Verband – und ein großer Fortschritt zugleich. Trotz der durch die Einschränkungen der Pandemie und die damit verbundenen Irrungen und Wirrungen war es im April 2020 endlich soweit und die Antragstellung über das neue Portal konnte beginnen. LAND INTAKT stieß auf eine überwältigende Nachfrage. So wurden innerhalb weniger Tage die zunächst zur Verfügung gestellten Mittel von rund 1,3 Millionen Euro ausgeschöpft und das Portal musste bereits nach drei Wochen für die weitere Antragstellung schließen. Es bestätigte sich, dass Investitionsprojekte von den Einrichtungen zuvor kaum in Angriff genommen werden konnten, da (Förder-) Gelder an allen Ecken und Enden fehlten. Kommunen unterstützten oftmals nur symbolisch, wenn überhaupt, und Bedarfe hatten sich regelrecht angestaut. Insbesondere notwendige Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten an den Gebäuden konnten über viele Jahre nicht getätigt werden, häufig auch zulasten der Sicherheit. Durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien wurde eine zweimalige Aufstockung der Fördermittel im Laufe des Jahres bewirkt. Somit konnten und können 2020 und 2021 alle 148 förderfähigen Vorhaben umgesetzt werden.
Das Programm ermöglichte die Antragstellung übergreifend in drei Kategorien. Die geplanten Ausgaben beliefen sich pro Vorhaben durchschnittlich auf knapp 24 500 Euro und wurden im Schnitt mit 16 250 Euro unterstützt. Durchschnittlich 33 Prozent des Vorhabens wurden jeweils aus Eigen- und Drittmitteln finanziert.
Kategorie 1: Bauunterhalt und Instandsetzung
Zwei Drittel der Mittel (2,21 Millionen Euro) flossen in den Bauunterhalt und die Instandsetzung der Häuser, davon mehr als eine Million in Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen. Gemessen an der Gesamtsumme gehört diese Position mit 29,15 Prozent der Ausgaben zu den gefragtesten. Zwölf Anträge betrafen den Austausch von Fenstern, Türen und Toren, zwölf Kulturzentren erhielten ein neues Dach oder konnten das vorhandene sanieren. „Sie haben uns davor bewahrt, dass uns buchstäblich das Dach über dem Kopf zusammenbricht“, freut sich Uwe Krüger von der Lehstener Kultur-Alternative e.V.
Mit mehr als 20 Prozent zeigte sich großer Bedarf in der Kategorie „Erweiterung von Nutzflächen und Nutzungsmöglichkeiten“. Betrachtet man alle Positionen, fallen hier nach den Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen mit 12,4 Prozent die meisten Ausgaben an. So wurden zum Beispiel Dachböden, Remisen und Nebenräume ausgebaut, um weitere Veranstaltungsflächen oder Lagermöglichkeiten zu schaffen, oder das Außengelände nutzbar gemacht. Rund 300 000 Euro (14 Prozent dieser Kategorie, 8,5 Prozent der Gesamtausgaben) flossen in die technische Modernisierung zur Steigerung der Energieeffizienz. Hier wurden zum Beispiel Photovoltaikanlagen installiert, Heizkessel und Heizkörper ausgetauscht sowie die Beleuchtung auf LED umgerüstet. Vielerorts konnten auch die Barrierefreiheit und die Sicherheit verbessert werden: 17 Kultureinrichtungen haben mit Unterstützung von LAND INTAKT Toiletten umgebaut, Rampen errichtet oder Wege saniert und in 15 Fällen den Brandschutz optimiert.
Kategorie 2: Anschaffungen für den Veranstaltungsbetrieb
Mit einem Drittel der Gesamtausgaben (1,1 Millionen Euro) zeigt sich in diesem Bereich ein hoher Bedarf.
36 Prozent davon entfielen auf Anschaffungen von Veranstaltungs- und Bühnentechnik. Viele Kulturzentren haben in Bühnen- und Saalbeleuchtung investiert, ein neues Mischpult erworben oder elektrische Bühnenvorhänge installiert. Auch zahlreiche Beamer sorgen zukünftig für eine verbesserte Qualität von Filmvorführungen und Präsentationen. Knapp ein Viertel (268 000 Euro) dieser Kategorie floss in neues Mobiliar für Versammlungs- und Aufführungsräume. Von über 40 Zentren wurde neue Bestuhlung für den Innenund Außenbereich angeschafft.
„Wir haben uns sehr gefreut, mit eurer Hilfe unseren sehr zerschlissenen Bühnenvorhang sowie unsere Bühnentechnik – vorwiegend Licht – austauschen und modernisieren zu können. Nun ist unsere Bühne für das nächste Jahrzehnt gerüstet und strahlt wie noch nie!“, berichtet Ruth Emanuel vom Kaleidoskop e.V.
Kategorie 3: Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit
Acht Prozent der Gesamtausgaben (291 000 Euro) wurden in den Verwaltungsbereich und in die Öffentlichkeitsarbeit investiert. Allein die Hälfte davon fällt auf Aktivitäten für Marketing, Werbung und Kommunikation. Vorrangig wurden Webseiten komplett neugestaltet oder überarbeitet, beispielsweise ein zusätzlicher Blog oder Newsletter eingerichtet. Auch Broschüren, Flyer und Plakate konnten vielfach professionell erstellt und gedruckt werden. „Wir haben wirklich das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten: Wir sind für unser Publikum sichtbar“, erklärt Thomas Matschoß vom Jahrmarkttheater. Mit knapp 30 Prozent der Mittel, die in diese Kategorie fallen (84 792 Euro) wurde in modernere Verwaltungsausstattung, wie neue Rechner und Büromobiliar, investiert. Zusätzlich anfallende Personalausgaben hatten mit knapp 50 000 Euro einen Anteil von nur 1,35 Prozent am Gesamtvolumen.
Fast 150 Kulturzentren haben eine Förderung durch LAND INTAKT erhalten. Bedenkt man die Zahl aller dort Wirkenden, können sehr viele Menschen von den getätigten Investitionen profitieren. Der Bedarf ist damit noch nicht gestillt, das zeigt die anhaltende Nachfrage. Die Stärkung von Kunst-, Kultur- und Kommunikationsorten wird in ländlichen Räumen auch weiterhin eine wichtige Aufgabe auf kommunaler wie auf Bundesebene bleiben, damit auch in Zukunft ein lebendiges kulturelles Leben in ländlichen Gemeinden das Miteinander unterstützt und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt.
*Die Daten beziehen sich auf die bewilligten Mittel (Stand 12/2020). Die tatsächlichen Werte lassen sich erst nach Abrechnung aller Maßnahmen ermitteln und können daher abweichen.