Kathrin Weigel: Was bedeutet Audiodeskription im Kulturbereich?
Johanna von der Waydbrink, Dirk Sorge, Matthias Franke: Audiodeskription bedeutet zunächst einfach nur, dass Sichtbares hörbar gemacht wird. Blinde und sehbehinderte Menschen können sich so ein Bild davon machen, was auf der Theaterbühne, im Film oder auch auf einem Bild in einer Ausstellung zu sehen ist. Selbst bei einem Fußballspiel kommt Audiodeskription zum Einsatz. Je nach Einsatzgebiet beschreibt eine Sprecherin Aussehen und Mimik sowie die Handlungen von Personen, aber auch die Umgebung oder Gegenstände wie Ausstellungsobjekte. Kurz, die Audiodeskription erläutert alles, was für das Verstehen eines visuellen Vorgangs wichtig ist.
Kathrin Weigel: Was muss ich beachten, wenn ich eine Veranstaltung mit Audiodeskription anbieten möchte?
Johanna von der Waydbrink, Dirk Sorge, Matthias Franke: Wir empfehlen, mit professionellen Teams zusammenzuarbeiten, die sich auf Audiodeskription spezialisiert haben. Denn es braucht einiges an Erfahrung, um die Informationen auszuwählen, die für das Verstehen relevant sind. Möchte ich beispielsweise ein Stadtteilfest mit Audiodeskription anbieten, benötige ich jemanden, der spontan und live das Geschehen beschreibt. Die Besucherinnen erhalten dazu einen Kopfhörer und ein Empfangsgerät, mit dem sie die Beschreibung hören. Möchte ich einen Kinofilm mit Audiodeskription zeigen, lohnt es sich, in die Greta-App zu schauen, welche Filme mit Audiodeskription verfügbar sind. Die Audiodeskription ist dann vorproduziert und wird während der Filmvorführung über die App auf das Handy der Besucherinnen gespielt. Bei einem Theaterstück gehört meistens auch eine Bühnenführung dazu. Dabei können die Besucherinnen vorab die Bühne betreten, das Bühnenbild, Requisiten und Kostüme betasten und teilweise auch die Darstellerinnen schon kennenlernen.
Kathrin Weigel: Audiodeskription kommt also im Kulturbereich bereits auf unterschiedliche Art und Weise zum Einsatz. Wie erfahren denn blinde Menschen von Angeboten mit Audiodeskription?
Johanna von der Waydbrink, Dirk Sorge, Matthias Franke: Zunächst müssen Veranstalterinnen recherchieren, wie und wo sie blinde Menschen überhaupt erreichen können, zum Beispiel über den lokalen Blinden- und Sehbehindertenverein, die Beauftragten für die Belange von Menschen mit Behinderung oder die Selbsthilfe. Über ihre Angebote müssen sie barrierefrei informieren, das geht in Form einer barrierefreien PDF, über Social Media oder eine barrierefreie Webseite. Wir empfehlen außerdem, Angebote rechtzeitig zu kommunizieren, denn eventuell müssen blinde Besucherinnen Assistenz, Taxi- oder Fahrdienst organisieren. Für das Abholen und Bringen zur Haltestelle oder für die Orientierung vor Ort kann es sinnvoll sein, einen Begleitservice anzubieten. Was man noch alles tun kann, um Veranstaltungen so barrierefrei wie möglich zu gestalten, ist in unserem kostenlosen „Handbuch. Inklusive barrierefreie Kulturarbeit“ nachzulesen.
Teilhabe mit Audiodeskription
Drei Fragen an Johanna von der Waydbrink, Dirk Sorge und Matthias Franke von der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich
Auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft sind alle Kultursparten gefragt, bestehende Strukturen und Routinen anzupassen, um Teilhabe für Menschen mit Behinderung zu verwirklichen. Die vom Landesverband Soziokultur Sachsen e.V. gegründete Servicestelle Inklusion im Kulturbereich (SIK) hat die Aufgabe, diesen Prozess im sächsischen Kulturbereich voranzubringen.
Die Fragen stellte Kathrin Weigel.
Die Fragen stellte Kathrin Weigel.