Ideenschmiede

Das Swane-Café in Wuppertal

August 23
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Wer in Wuppertal-Elberfeld in das Café in der Luisenstraße 102 a einkehrt, dem erschließt sich vielleicht erst auf den zweiten Blick die damit inhaltlich verbundene Ideen- und Projektfabrik. Kreativwirtschaft, ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie Soziokultur werden hier gemeinsam gedacht. Der Kultur- und Begegnungsort heißt Swane Café, die Ideenschmiede ist die Kookaburra gGmbH. Kookaburras sind durchaus bunte und laute Vögel. Die Beschreibung trifft auch auf die zehn Idealistinnen und ihr Netzwerk zu. Die Entstehung des Swane Cafés und Kookaburra ist eng mit der Geschäftsführerin und Gründerin Selly Wane verbunden. Diese kam mit 19 Jahren aus Dakar im Senegal für das Studium der Wirtschaftswissenschaften nach Wuppertal. Dort fokussierte sie sich schon frühzeitig auf Nachhaltigkeitsthemen, die sie dann in ihrer Arbeit beim Wuppertal Institut für Klima, Energie und Nachhaltigkeit intensivieren konnte. 2010 begann sie, erste Upcyclingprojekte in Zusammenarbeit und Austausch mit Handwerkerinnen aus dem Senegal in die Praxis umzusetzen. Recyclingmöbel und -accessoires entstanden mit traditionellen Handwerkstechniken. Das Design-Konzept und auch manche der Möbel wurden in das 2014 eröffnete Swane Café integriert: eine lang ersehnte Erweiterung mit Kunst und Kultur und einer breiten Veranstaltungspalette von Konzerten, Lesungen, politischen Talks, Filmabenden oder Kunstaustellungen sowie gastronomischem Angebot – ein Ort für Diskurs und Vielfalt, der auch Anlaufpunkt für viele People of Color wurde.

Seit 2017 finden auch regelmäßig Workshops zu Themen des Vereinsmanagements für Migrant*innenorganisationen, Veranstaltungen zur nachhaltigen Entwicklung, zu Integration und Vernetzung statt. Anfänglich noch unter der Firmierung Allianz für Diversität, Dialog & Empowerment agierend, entstand 2021 die Kookaburra gGmbH, die die bisherigen Ziele noch weiter fasst: Kookaburra möchte als „Mittler“ Milieu-übergreifend Begegnungen zwischen der Dominanzgesellschaft, Institutionen, Behörden, Politik und strukturell benachteiligen Gruppen auf Augenhöhe ermöglichen und gegenseitige Lern- und Empowerment-Prozesse fördern. Katalysator sind unterschiedliche soziale wie künstlerische Veranstaltungsformen: Neben den monatlichen Kulturveranstaltungen wurden die projektbezogenen Angebote erweitert, vom Co-Working-Space bis zu offenen Kochgruppen.

Unterstützung kommt von Fördergebern aus Bund und Land unterschiedlicher Ressorts. Eine regelmäßige institutionelle Förderung durch die Kommune gibt es bislang nicht. Aktuell wird im Rahmen einer dreijährigen Förderung durch Soziokultur NRW und das Kulturministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die Einrichtung eines Community-Managements unterstützt. Ziel des Projektes „communiTIES” ist es, die kulturpolitische Arbeit, die Strategieentwicklung und die Teilhabe von People of Color und Indigenen an Kunst- und Kulturangeboten zu verbessern. Der Fokus ist zunächst auf Wuppertal gerichtet. Angedacht sind Partnerschaften mit soziokulturellen Zentren, um weitere gemeinsame Strategien zum Abbau struktureller Barrieren in Kunst und Kultur anzugehen, beispielsweise durch Kooperationsveranstaltungen, die die Sichtbarkeit und Zusammenarbeit weiter vorantreiben.

Carsten Nolte

ist Referent bei Soziokultur NRW