Bereits in den 1980er Jahren haben soziokulturelle Zentren Jahren alte Fabrikhallen besiedelt und vor dem Abriss bewahrt, heute werden sie zu Spezialist*innen für die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN. In der Praxis stehen die Aktiven in den Zentren vor ganz konkreten Herausforderungen: Wo fangen wir an? Was ist am wichtigsten? Wo erreichen wir die größte Wirkung mit unseren begrenzten Ressourcen?
Die LAKS Baden-Württemberg hat sich nach der guten Resonanz auf den Fachtag „Zur Nachhaltigkeit in der Soziokultur“ im vergangenen Jahr dem Thema erneut verschrieben und dazu 2023 drei Workshops angeboten, zu denen sich erfreulich viele Menschen zusammengefunden haben.
Fair pay
Die Auftaktveranstaltung „Soziale Nachhaltigkeit – Fair Pay“ war vor allem für die Zentren mit festangestellten Mitarbeiter*innen wichtig. Angemessene Löhne sind eine aktuelle und legitime Forderung. In einer Umfrage unter 22 Zentren konnte die LAKS ermitteln, dass immerhin schon fast die Hälfte in Anlehnung an den TVÖD bezahlt, manche aber leider auch nur weit darunter. Corinne Eichner, Geschäftsführerin von STADTKULTUR HAMBURG, war zum kollegialen Austausch in das franz.K. in Reutlingen eingeladen. Ihr war besonders wichtig zu betonen, dass es sich bei der Bezahlung um eine Frage der Gerechtigkeit und der Nachhaltigkeit handelt, und doch sei „für sich selbst, für das eigene Zentrum mehr Geld zu verlangen, in unseren soziokulturellen Kreisen oft nicht gut angesehen“. Gemeinsam konnten die Zentren ihre Strategien für faire Bezahlung weiter entwickeln.
Nachhaltiges Veranstalten
Ins TOLLHAUS Karlsruhe hatte Markus Wörl, Klimaschutzmanager und EU-Berater, sehr anschauliche Beispiele zum Thema „Nachhaltiges Veranstalten“ mitgebracht. Sein erstes Statement war: „Veranstaltungen sind zunächst einmal nicht nachhaltig, denn sie sind einmalig, live und existieren aufgrund der Tatsache, dass viele Leute aus vielen Orten an einem Ort zusammenkommen, um etwas gemeinsam live zu erleben.“ Was ist konkret zu tun? Die meisten CO²-Emissionen lösen die Anreisen des Publikums aus, also sind die Zentren gefordert, aktiv zu werden, etwa durch genügend Fahrradständer, Werbung für den ÖPNV und Bewusstseinsbildung. Auch Energieeinsparung, Energiegewinnung durch erneuerbare Energien, Müllvermeidung und vegetarisches Catering sind wichtig, hier hilft das Theatre Green Book weiter. Markus Wörl forderte dazu auf, sich nicht im Dschungel der Leitfäden zu verlieren, sondern mit praktischen Schritten im gesamten Team zu beginnen.
Changemanagement
„Zukunftsfähige Zentren“ war der Titel des letzten Workshops zum Thema Changemanagement, der im Kulturzentrum Rätsche in Geislingen stattfand. Zugeschaltet war Axel Watzke, der Kultureinrichtungen bei ihren Transformationsprozessen berät. Er stellte vor, wie sich Einrichtungen demokratisch und doch zielgerichtet mit raschen Entscheidungen verändern lassen. Gerade in ehrenamtlich geführten Häusern im ländlichen Raum ist der Generationenwechsel ein zentrales Thema. In der Rätsche gab es dazu eigene Workshops mit der Moderatorin Elke Sieber aus Karlsruhe. Eine wesentliche Erkenntnis war, bei der Neugewinnung von Mitgliedern auf das „mittlere Alter“ der 40-Jährigen zu setzen.
Zwei Drittel der 77 Zentren der LAKS Baden-Württemberg werden ehrenamtlich geführt und bringen neben ihrer professionellen Veranstaltertätigkeit auch noch ihre Energie und ihre ganz unterschiedlichen beruflichen Expertisen ein – wenn das nicht nachhaltig ist! Für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung auf diesem Weg haben die Workshops auch der LAKS wichtige Impulse gegeben.
Dieses Projekt wurde vom Fonds Soziokultur durch das Programm „Profil:Soziokultur“ gefördert.